Stahl ist einer der vielseitigsten Werkstoffe und aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Er ist zug- und korrosionsfest, extrem belastbar und lässt sich beinahe beliebig verformen – wenn die richtige Technik zum Einsatz kommt. Allerdings ist es für einen Heimwerker ohne Erfahrung sicher eine Herausforderung, Rundstahl biegen zu wollen.
Rundstahl biegen – verschiedene Verfahren im Überblick
Einer der Vorteile von Stahl besteht in seiner enormen Stabilität und der Tatsache, dass er sich lediglich unter dem Einsatz hoher Kräfte biegen lässt. Bei einer erwünschten Verformung erschwert dies das Vorhaben deutlich – das gezielte und kontrollierte Biegen beeinflusst dafür aber seine positiven Eigenschaften nur unwesentlich. Ihnen bieten sich verschiedene Optionen, wenn Sie Rundstahl biegen möchten:
- Thermische Verfahren wie das Erhitzen mit einem Schweißgerät
- Maschinelle Verfahren wie der Einsatz einer Rohrbiegemaschine
- Mechanische Verfahren wie das Biegen in einer Haltevorrichtung
- Eine Kombination aus thermischen und mechanischen Verfahren
Dem Biegen von Rundstahl ohne Einsatz von speziellen Maschinen sind Grenzen gesetzt. Einige erfahrene Handwerker biegen Rundstahl bis zu 10 mm Stärke per Hand, indem sie ihn in einen Zweispitz als Haltevorrichtung einlegen und ihre Kraft mit einem langen Hebel an einer Ziehgabel verstärken. Ohne Erfahrung empfiehlt sich ein solches Vorgehen jedoch nicht, wenn Sie massiven Rundstahl mit mehreren Millimetern biegen möchten.
Unterschiede zwischen einzelnen Stahlsorten
Je nach Zusammensetzung und Herstellung unterscheiden sich Stahlsorten in ihren Eigenschaften stark voneinander. Austenitische Stähle zeichnen sich durch einen Gehalt von mehr als 8 Prozent Nickel aus und sind gut kalt formbar – Sie können sie deshalb auch als Rundstahl nahezu immer biegen. Ferritischer Edelstahl enthält hingegen einen hohen Anteil an Chrom und wenig Kohlenstoff – sie lassen sich oft, aber nicht immer kalt biegen.
Biegeverkürzung beim Verformen von Rundstahl
Wenn Sie einen Rundstahl biegen, streckt sich das Material in diesem Bereich etwas – die Länge verändert sich dadurch etwas. Wollen und können Sie den Stahl anschließend ohnehin zuschneiden, können Sie diese Biegeverkürzung ignorieren. Anders sieht es bei exakt gefertigten Bauteilen aus, die Sie passgenau zusammenfügen. Hier müssen Sie die Biegeverkürzung berücksichtigen, indem Sie sie entweder komplex berechnen oder ungefähre Werte aus einer Tabelle übernehmen. Bei der Arbeit mit dem Computer berücksichtigen CAD-Programme die Biegeverkürzung in der Regel nicht.
Rundstahl selbst biegen – so geht es
Dünnen Rundstahl können Sie unter Umständen selbst biegen, indem Sie ihn in einen massiven und gut verankerten Schraubstock einspannen und über einen Hebel ausreichend Kraft auf ihn ausüben. Dieses Verfahren ist allerdings nicht sehr präzise und eignet sich keinesfalls für Werkstücke, die eine tragende Funktion übernehmen. Es erleichtert das Biegen deutlich, wenn Sie den Stahl an der erwünschten Stelle vorher zum Beispiel mit einer Lötflamme erhitzen.
Rundstahl professionell biegen
Benötigen Sie einen perfekt gebogenen Rundstahl, können Sie den Einsatz einer professionellen Rohrbiegemaschine nicht vermeiden. Die meisten lokalen Schlossereien verfügen über eine entsprechende Ausrüstung und übernehmen solche Auftragsarbeiten gerne und berechnen dafür relativ wenig, wenn Sie das Material selbst stellen. Holen Sie im Zweifelsfall mehrere Angebote ein, da sich die Preise teilweise stark unterscheiden.