Rüster Holz – was verbirgt sich dahinter?

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Bei dem sogenannten Rüster Holz erschließt sich dessen Herkunft – anders als bei den meisten anderen Holzsorten – nicht auf den ersten Blick. Es handelt sich um das Holz einer speziellen Sorte der Ulme und genießt eine hohe Wertschätzung für bestimmte Anwendungen, ist aber prinzipiell recht vielseitig.

Eigenschaften und Merkmale von Rüster Holz

Das originale Rüster Holz stammt von der Feldulme (Ulmus minor), die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in nahezu ganz Europa heimisch war und eine wichtige Rolle in der Holzwirtschaft spielte. Eine Infektion der Bäume mit dem Blaufäulepilz, den zwei heimische Käferarten verbreiten, führte seit 1918 zu einem massiven Ulmensterben. Leider beschränkt sich der kommerzielle Anbau deshalb heute auf seltene Ausnahmen. Das ist bedauernswert, denn Rüster Holz besitzt eine günstige Kombination aus Eigenschaften:

  • Braunes, teilweise rötliches Kernholz mit blasserem, gelblich-grauem Splintholz
  • Mittlere bis hohe Härte und Festigkeit und sehr gute Elastizität
  • Faseriges Holz mit leicht unregelmäßigem Wuchs
  • Interessante und optisch attraktive Maserung mit deutlich erkennbaren Jahresringen
  • Ringporige Struktur mit in mehreren Reihen angeordneten Gefäßen
  • Empfindlich gegen Feuchtigkeit und Befall durch Pilze oder Insekten

Eine Besonderheit von Rüster Holz ist, dass es zwar nur eine begrenzte Resistenz gegen Witterung aufweist, sich in anaeroben Umgebungen – also bei geringem direktem Kontakt mit gasförmigem Sauerstoff – gut erhält. Deshalb überdauert es unter Wasser oder im Erdreich vergraben deutlich länger als in frei zugänglichen Außenbereichen.

Verwendung von Rüster Holz

Rüster Holz gilt als qualitativ und optisch herausragendes Holz für hochwertige Möbel und kam wegen seiner Empfindlichkeit gegenüber der Witterung bevorzugt in dieser Sparte zum Einsatz. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Herstellung von Furnieren, die als Beschlag für andere und optischer weniger ansprechende Holzarten dienen. Wegen seiner mittleren Härte und guten Schnittfestigkeit schätzen es darüber hinaus viele Holzschnitzer. Das Hobeln, Lasieren, Beizen oder Lackieren ist in der Regel ohne größere Probleme möglich.

Unterschiedliche Arten von Rüster Holz

Traditionell stammt das in Deutschland angebotene Rüster Holz von der Feldulme – die beiden anderen wichtigsten in Nord- und Mitteleuropa verwendeten Arten sind die Holländische Ulme und die als etwas minderwertiger geltende Bergulme. Allerdings sieht sich das Holz aller Sorten relativ ähnlich, so dass unabsichtliche Verwechslungen öfter vorkommen. Wegen der Seltenheit der Ulme ist es darüber hinaus nicht ungewöhnlich, dass Hersteller weitere, mitunter seltene Sorten ebenfalls als Rüster Holz anbieten.

Verfügbarkeit und Preis

Das Ulmensterben hat zur Folge, dass der Baumbestand in den vergangenen 100 Jahren rapide gesunken ist und die kommerzielle Nutzung wegen der hohen Gefahr eines Totalverlustes nahezu vollständig zum Erliegen kam. Alle Versuche einer wirksamen Bekämpfung durch neue Kreuzungen oder Schädlingsbekämpfung erwiesen sich letztendlich als unwirksam oder finanziell nicht tragbar. Aus diesen Gründen ist Rüster Holz selten und entsprechend kostspielig – als Schnittholz beginnt der Preis für durchschnittliche bis gute Qualität bei etwa 1000 Euro pro Kubikmeter. Eine Alternative stellen aus den USA und Kanada importierte Ulmenhölzer dar, die etwa 20 Prozent bis 30 Prozent teurer als hiesige Sorten sind.