Trotz seines scheinbar eindeutigen Namens kommt Chirurgenstahl eher selten in der Medizin zur Anwendung, obwohl der menschliche Körper häufig mit ihm in Kontakt kommt. Um welche konkrete Zusammensetzung es sich bei dieser Legierung handelt, spielt besonders bei Allergien eine wichtige Rolle – eine häufige Verwendung dieses Werkstoffs sind nicht zuletzt Schmuckstücke wie Piercings.
Zusammensetzung von Chirurgenstahl
Bei Chirurgenstahl handelt es sich anders als etwa bei dem ebenfalls weitverbreiteten C45 Stahl um einen legierten, rostfreien und austenitischen Edelstahl, der durch die Zugabe anderer Metalle seine speziellen Eigenschaften ausprägt. Die Zusammensetzung von Chirurgenstahl besteht aus:
- 16,5 % bis 18,5 % Chrom
- 10 % bis 13 % Nickel
- 2 % bis 2,5 % Molybdän
- 2 % Mangan
- 1 % Silizium
- 0,11 % Stickstoff
- 0,045 % Phosphor
- 0,03 % Kohlenstoff
- 0,015 % Schwefel
Alle Angaben beziehen sich auf die Massenanteile und werden in der Schmelzanalyse ermittelt. Auffallend ist insbesondere ein hoher Gehalt an Nickel und Chrom und ein relativ niedriger von Kohlenstoff – bei C45 Stahl beträgt dieser in der Regel mehr als das Zehnfache und liegt bei bis zu 0,50 % der Masse.
Chirurgenstahl ist kein geschützter Begriff
Die Bezeichnung Chirurgenstahl entstammt der Umgangssprache und entwickelte seine Popularität, weil das Material häufig in Anwendungen zum Einsatz kommt, die hohe Anforderungen an die Hygiene stellen. Dabei ist zu beachten, dass dieser Name keiner gesetzlichen Definition entspricht, die exakte Bezeichnung gemäß der hiesigen Norm lautet Werkstoffnummer 1.4404 beziehungsweise nach dem US-amerikanischen Modell des American Iron and Steel Institute AISI 316L.
Eigenschaften und Verwendung von Chirurgenstahl
Zu den Eigenschaften dieser Stahlsorte gehört eine sehr feste und bruchsichere, wenig spröde Oberfläche, die eine ausgezeichnete Resistenz gegen Korrosion durch Feuchtigkeit und andere Umwelteinflüsse aufweist. Aus diesem Grund kommt sogenannter Chirurgenstahl häufig bei Schmuck – allen voran bei Piercings, Ketten oder Ringen – zum Einsatz.
Allergien durch die Zusammensetzung von Chirurgenstahl
In der Vergangenheit verbot eine Europäische Norm die Verwendung von Chirurgenstahl als Erstpiercing bei dem Setzen von Körperschmuck – seit einer Neuregelung im Jahr 2004 besteht jedoch kein generelles Verbot mehr. Der Grund war der hohe Anteil von Nickel in der Zusammensetzung in der Verbindung mit der Tatsache, dass dieses Metall rasch Allergien auslöst und Sie den Einsatz über längere Zeit nach der Implantation zunächst nicht austauschen können. Seit 2004 berücksichtigt das Gesetz jedoch zunächst statt des Gehalts die maximal abgegebene Menge an Nickel. Trotzdem empfiehlt es sich, bei Erstpiercings nicht-metallische Alternativen wie Horn oder Kunststoff zu bevorzugen.