Stahl hat viele Eigenschaften, die mal mehr, mal weniger bekannt sind. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass Stahl immer magnetisch ist. Das stimmt aber nicht. Manche Stahlsorten sind es, andere wiederum nicht. Doch woran kann das liegen?
Was ist Stahl?
Eine kurze Exkursion: Eisen ist der Hauptbestandteil von Stahl. Eisen ist genauso wie Nickel und Cobalt immer magnetisch. Als Schlussfolgerung müssten man also zu der Tatsache kommen, dass Stahl ebenfalls immer magnetisch ist. Das ist aber ein Trugschluss. Denn es gibt durchaus einige Stahlsorten, die nicht magnetisch sind – obwohl Eisen gemäß technischer Definition der Hauptbestandteil ist.
Wann magnetisch und wann nicht?
Woran liegt es also, warum manche Stahlarten magnetisch sind und andere wiederum nicht? Ausschlaggebend ist der innere Aufbau der jeweiligen Stahlart. Die Gitterstruktur der Bestandteile einer Stahllegierung ist auf unterschiedliche Art aufgebaut. Dabei spricht man von Gefügen, die in folgende Gruppen unterteilt werden können:
- austenitische Gefüge (schwach oder gar nicht magnetisch)
- ferritische Gefüge (in der Regel magnetisch)
- martensitische Gefüge (in der Regel magnetisch)
Diese Gefügearten können sich positiv oder negativ auf den Magnetismus des Stahls auswirken. Genau genommen hängt das mit der Zahl der freien Elektronen zusammen, die sich innerhalb des Gefüges befinden.
Immer nur ein Gefüge?
Überraschend mag die Tatsache sein, dass sich in einer Stahlart nicht ausschließlich eine Art der Gefüge befinden kann, sondern gleich mehrere unterschiedliche. Auch ist es möglich, dass sich die Gefüge durch bestimmte Bearbeitungsarten des Stahls verändern können und ein ferritisches Gefüge zu einem martensitischen Gefüge wird, wenn das Stahlstück gehärtet wird.
Welcher Stahl ist denn nun magnetisch?
Welche Stahlarten alle magnetisch sind, lässt sich nur schwer zusammenfassen. Ob und wie stark magnetisch eine bestimmte Stahlart nun genau ist, lässt sich nur verlässlich in Erfahrung bringen, indem Sie die Herstellerangaben betrachten. Das ist gut möglich, indem Sie sich die Werkstoffnummer oder Kurzbezeichnung des jeweiligen Stahls notieren und dieses nachschlagen.
Was ist mit Chromstahl?
Bei Chromstahl handelt es sich im Grunde um einen Überbegriff für eine Gruppe von Stählen. Entsprechend kann die Frage nach dem Magnetismus auch hier nicht eindeutig beantwortet werden. Man sollte außerdem zwischen Chromstählen und Chrom-Nickel-Stählen unterscheiden – Chromstähle sind dabei meist ferritisch, während Chrom-Nickel-Stählen austenitisch sind.
Wie verhält es sich bei rostfreiem Stahl?
Auch bei rostfreien Stählen kann eine vollkommen verlässliche Aussage nur anhand der Werkstoffnummer getätigt werden, wobei aber erwähnt sein darf, dass die meisten rostfreien Stähle über ein austenitisches Gefüge verfügen und damit nur wenig bis gar nicht magnetisch sind. Es gibt aber Ausnahmen von der Regel, zum Beispiel der Federstahl.
Kann Stahl entmagnetisiert werden?
Wenn Sie nun über ein Stahlstück verfügen, das magnetisch ist, aber für Ihre Zwecke nicht magnetisch sein sollte, dann haben Sie die Möglichkeit, den Stahl zu entmagnetisieren. Dazu brauchen Sie entweder einfach nur einen Stabmagneten und einen Kompass oder eine Entmagnetisierungsdrossel.