Laubbäume haben Blätter, Tannenbäume besitzen Nadeln – das belegt schließlich bereits der Begriff „Nadelbaum“ eindeutig. Ganz so einfach ist die Sicht zumindest aus botanischer Perspektive allerdings nicht, denn hinter der Nadel verbirgt sich ein Geheimnis, das Menschen außerhalb der Botanik nur selten beachten und diese Einteilung in ein anderes Licht rückt.
Nadeln oder Blätter – der Unterschied in der Botanik
Blätter und Nadeln lassen sich sofort auf den ersten Blick bestimmen – oder doch nicht? Genau betrachtet eher nicht, denn – und das ist die Lösung des Problems – aus botanischer Sicht stellen Nadeln nichts anderes als Blätter dar. Sie zeichnen sich lediglich durch ein spezielles Merkmal aus: ihrer charakteristischen Form. Praktisch übernehmen Sie jedoch dieselbe Aufgabe, besitzen einen identischen Aufbau und bestehen aus ähnlichen chemischen Verbindungen. Nadeln zeichnen sich allerdings ebenfalls durch einmalige Besonderheiten aus:
- Verkleinerung der Blätter auf eine minimale Oberfläche
- Dicke Außenhaut (Cuticula) verhindert die Verdunstung
- Bei Laubbäumen außen liegende Spaltöffnungen befinden sich tief im Inneren
- Sehr dicke, mehrfach verstärkte Wände zwischen den einzelnen Zellen
- Zusätzliche Harzkanäle in Längs- und nicht ausschließlich in Querrichtung
- Hoher Anteil an abgestorbenem Gewebe, das eine feste Struktur bildet
Bei genauer Betrachtung unterscheiden sich Nadel- und Laubbäume deshalb nicht in der Frage, ob sie Blätter besitzen, sondern lediglich in deren Form. Der alte und viel gesungene Vers „Oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter“ ist deshalb auch absolut korrekt.
Perfekt an trockene Umgebungen angepasst
Die Nadeln an einem Tannenbaum sind letztendlich nicht anderes als Blätter, die sich optimal an trockene Umgebungen angepasst haben. Den Effekt sehen Sie im Winter – selbst wenn es schneit, herrscht dann akute Trockenheit für Bäume, denn gefrorenes Wasser können sie nicht transportieren. Laubbäume werfen deshalb ihre Blätter im Herbst ab, um die Verdunstung zu reduzieren – Nadelbäume „schließen“ die Feuchtigkeit in ihrem Inneren ein und verhindern durch Zusätze das Gefrieren.
Aromatisch und in Ausnahmen giftig
Eine Besonderheit von Nadeln ist ihr hoher Gehalt an Harzen und ätherischen Ölen – diesen typischen Tannenduft können Sie im Wald wahrnehmen und er stellt den Grund dar, warum Tannenbäume unempfindlich gegen Frost sind. Einige von ihnen – allen voran Eiben – entwickeln dabei ebenfalls giftige Verbindungen. Diese können nach alten Legenden so stark wirken, dass Menschen bereits bei einem längeren Aufenthalt unter ihrem Blätter- oder „Nadeldach“ die Besinnung verlieren.