Blech wird in verschiedenen Bereichen gerne eingesetzt, erfordert dafür aber in viele Fällen eine vorherige Bearbeitung. Ein solcher Vorgang ist auch das Biegen von Blech. Welche Vorkehrungen Sie dafür treffen müssen und wie Sie Blech am besten biegen, lesen Sie hier.
Die Bearbeitung von Blech erfordert Wissen über das Material
Wie bei vielen anderen Baumaterialien und Metallen gilt auch bei Blech, dass Sie bei der Bearbeitung dieses Werkstoffes Rücksicht auf die individuellen Materialeigenschaften nehmen müssen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Sie am Ende nicht nur das beste Ergebnis erhalten, sondern auch das Blech nicht versehentlich beschädigt wurde – was wiederum negative Auswirkungen auf die Haltbarkeit und Stabilität hätte.
Daher ist es wichtig, dass Sie beim Biegen von Blechen vor allem auf den Mindestbiegeradius, die Legierung und die Walzrichtung Rücksicht nehmen. All diese Gegebenheiten entscheiden, wie weit Sie das Blech tatsächlich schadlos biegen können. Darüber hinaus wird durch die Legierung und die Walzrichtung festgelegt, welche Streckgrenze vorliegt. Wird dieser Wert beim Biegen unterschritten, würde beispielsweise keine dauerhafte plastische Verformung stattfinden – und das Material einfach in seine ursprüngliche Form zurückkehren.
Bedenken Sie außerdem, dass es beim Abkanten von Blech zu einer Materialverkürzung kommt, was sich ebenfalls durch den Biegeradius bedingt. Vor allem bei dicken Blechen sollten Sie daher einen Korrekturabzug in die Abmessung Ihres Materials einrechnen.
Blech kann nicht beliebig weit gebogen werden
Wie bereits kurz erwähnt kann Blech nicht gänzlich nach dem eigenen Belieben gebogen werden, sondern muss unter Rücksichtnahme des Mindestbiegeradius bearbeitet werden. Wo dieser für Ihr Blech genau liegt, kann nicht pauschal beantwortet werden, sondern hängt vor allem von der Materialzusammensetzung ab. Sie können sich dabei aber jeweils an den folgenden Richtwerten orientieren, die den maximalen Biegeradius für Bleche angeben:
- Stahlbleche: Einfache bis dreifache Materialstärke;
- Aluminiumbleche: 0,8-fache bis dreifache Materialstärke;
- Kupferbleche: 0,9-fache bis zweifache Blechstärke;
- Messingbleche: 0,7-fache bis 1,5-fache Blechstärke.
Biegt man das entsprechende Blech hingegen zu weit (also über die Vorgaben für den maximalen Biegeradius), so entstehen Risse im Material oder das Blech reißt komplett. Im Idealfall sollten Sie im Fachhandel erfragen, welcher Biegeradius für Ihr Blech empfehlenswert ist, da die obigen Angaben nur Richtwerte darstellen können. Insbesondere bei Stahllegierungen kann es unter Umständen vorkommen, dass sich die Materialeigenschaften deutlich von anderen Blechen unterscheiden und auch andere Werte berücksichtigt werden sollten.
Auch die Walzrichtung muss berücksichtigt werden
Neben der Legierung spielt es beim Biegen von Blech außerdem eine Rolle, welche Walzrichtung bei der Herstellung des Blechs angewendet wurde. Durch das Walzen von Blech entsteht nicht nur die Materialdicke, sondern auch eine Flussrichtung, die sich auf das Material auswirkt. Wollen Sie ein Blech zum Beispiel gegen die Walzrichtung biegen, so kommt es deutlich schneller zu Rissen und Beschädigungen im Vergleich zum Biegen mit der Walzrichtung.
Dieses Werkzeug sollten Sie zur Hand haben
Nicht nur die Materialeigenschaften, sondern auch die Vorbereitung des Abkantprozesses sollte natürlich nicht vernachlässigt werden. Da es sich beim Biegen von Blech um einen Prozess handelt, der in der Industrie von schweren Maschinen durchgeführt wird, sollte der versierte Hobbyhandwerker neben der eigenen Muskelkraft auch Fixierungsmöglichkeiten des Bleches mitbringen. Spezielles Werkzeug ist aber nur selten vonnöten. Sie können vielmehr auf die folgenden Werkzeuge zurückgreifen:
- Schraubstock (mit gepolsterten Backen);
- Für größere Bleche außerdem breite Spannbacken;
- Anreißnadel;
- Hämmer und Gummihammer;
- Messwerkzeuge; sowie
- Abkantbank.
Wer keine Abkantbank besitzt, kann auf Alternativen zurückgreifen
Letzteres ist eine Vorrichtung, die nicht jeder Hobbyhandwerker in der Garage stehen hat. Eine Anschaffung ist für das Abkanten von einzelnen Blechen auch nicht erstrebenswert, da sich die Anschaffungskosten (etwa 200 Euro) in den meisten Fällen nicht rentieren würden. Greifen Sie dann lieber auf provisorische Alternativen zurück, zu denen vor allem die folgenden gehören:
- Schraubenstock und Gummihammer (hier werden die Ergebnisse aber oftmals weniger genau im Vergleich zur Verwendung einer Abkantbank); oder
- Latten und Eisenschrauben (woraus Sie eine provisorische Abkantbank errichten können).
Schritt für Schritt: So biegen Sie Blech richtig
Nachdem Sie die Berechnungen für den Mindestbiegeradius angestellt sowie die notwendigen Materialien zusammengesucht haben, können Sie mit dem eigentlichen Biegen des Bleches auch bereits beginnen. Eine kurze Zusammenfassung der notwendigen Schritte finden Sie hier:
- Vorbereitung: Messen Sie das Blech aus und schneiden Sie es gegebenenfalls auf die gewünschte Größe zu. Achten Sie dabei auf die Materialverkürzung und fügen Sie einen Korrekturabzug in Ihre Rechnung ein!
- Anreißen: Verwenden Sie dann die Anreißnadel, um die wichtigen Biegemaße auf der Blechinnenseite anzureißen (und so auch zu markieren);
- Biegen: Um das Blech nun in einem letzten Schritt abzukanten, müssen Sie es lediglich in die Abkantbank einspannen und mithilfe eines Winkels entsprechend lange bearbeiten, bis es um den gewünschten Faktor gebogen ist.