Natursteinmauerwerk bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und trägt zur Stabilität von Konstruktionen bei. In diesem Artikel werden die verschiedenen Arten von Natursteinmauerwerk sowie deren Eigenschaften und Einsatzbereiche vorgestellt.
Welche Arten von Natursteinmauerwerk gibt es?
Natursteinmauerwerk bietet eine Vielzahl an Optionen für verschiedene Anwendungen und Gestaltungen. Hier sind die gängigsten Arten von Natursteinmauerwerk, die Sie berücksichtigen sollten:
- Trockenmauerwerk: In dieser Bauweise werden Steine ohne Mörtel errichtet, indem sie so platziert werden, dass sie sich gegenseitig stabilisieren. Hohlräume werden mit kleineren Steinen ausgefüllt, um die Stabilität zu erhöhen.
- Bruchsteinmauerwerk: Diese Art wird aus unregelmäßig geformten Steinen errichtet, die oft minimal bearbeitet sind. Bruchsteinmauerwerk findet häufig Anwendung in dekorativen oder stützenden Mauern.
- Zyklopenmauerwerk: Hierbei kommen größere, bearbeitete Steine zum Einsatz. Diese Bauweise verlangt eine präzise Anordnung und zeichnet sich durch ihre Robustheit aus.
- Schichtenmauerwerk: Bei dieser Technik werden Steine in horizontalen Schichten angeordnet. Man unterscheidet zwischen regelmäßigem und unregelmäßigem Schichtenmauerwerk, wobei die Höhen der Steine innerhalb einer Schicht variieren können.
- Quadermauerwerk: Unterschiedlich zu anderen Bauarten werden hier alle Steine in voller Tiefe bearbeitet. Aufgrund ihrer gleichmäßigen Form und Größe gilt diese Variante als besonders stabil.
- Verblendmauerwerk: Diese Form kombiniert eine tragende Mauer hinter einer Schicht aus Natursteinen. Die Rückseite besteht oft aus stabilen Materialien wie Beton, während die Verblendung optisch ansprechend ist.
- Gabionen: Diese bestehen aus Drahtkörben, die mit Steinen gefüllt sind. Gabionen lassen sich schnell aufstellen und verleihen Ihrem Garten einen rustikalen Charme.
- Friesenwall: Diese traditionelle Bauweise, originär aus Norddeutschland, besteht aus größeren Findlingen und dient nicht nur als Sichtschutz, sondern bietet auch Lebensraum für verschiedene Pflanzen und Tiere.
Diese unterschiedlichen Arten von Natursteinmauerwerk ermöglichen es Ihnen, die passende Bauweise für Ihre spezifischen Anforderungen und ästhetischen Wünsche auszuwählen.
Trockenmauerwerk
Trockenmauerwerk ist eine traditionelle Bauweise, die ohne Mörtel auskommt. Sie ist eine der ältesten Formen des Steinbaus und wird häufig im Gartenbau verwendet, insbesondere zur Stabilisierung von Hängen und zur Gestaltung von Terrassen. Trockenmauern sind nicht nur langlebig, sondern bieten auch Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Hohlräume innerhalb der Mauer werden oft mit kleineren Steinen oder Schotter gefüllt, was sowohl die Stabilität erhöht als auch Nischen für Flora und Fauna schafft.
Wichtige Bauelemente und Techniken
- Steinauswahl: Es ist wichtig, Steine mit unregelmäßigen Formen auszuwählen, die sich gut verzahnen. Diese Form sorgt dafür, dass die Steine stabil aufeinander liegen und nicht wegrutschen.
- Schichtweise Anordnung: Beginnen Sie mit den größten Steinen an der Basis der Mauer. Achten Sie darauf, die größeren Steine in den Ecken einzubauen, um die Stabilität zu erhöhen.
- Verbandstechnik: Setzen Sie jeden dritten Stein als Binder ein. Dadurch wird die Stabilität der Mauer gewährleistet. Achten Sie darauf, dass Stoßfugen nicht über mehr als drei Schichten ineinander laufen und die Überbindung mindestens 10 cm beträgt.
- Höhen-zu-Seitenverhältnis: Bei Trockenmauern bis zu einer Höhe von 1,20 m ist kein Fundament erforderlich, solange das Höhen-zu-Breiten-Verhältnis mindestens 3:1 beträgt. Bei einer 1,20 m hohen Mauer sollte der Fuß mindestens 40 cm breit sein.
- Bodenverhältnisse: Trockenmauern werden in der Regel direkt auf festem Erdreich aufgebaut. Eine Schicht aus verdichtetem Kies oder Schotter kann
vorteilhaft sein, um die Tragfähigkeit zu verbessern.
Ökologischer Nutzen
Friesenwälle schaffen nicht nur visuell ansprechende Strukturen, sondern bieten auch Lebensraum für viele heimische Tierarten. Die Integration von Pflanzen fördert die Biodiversität und bereichert das Gesamterscheinungsbild.
Bruchstein- und Zyklopenmauerwerk
Bruchsteinmauerwerk und Zyklopenmauerwerk sind zwei bemerkenswerte Arten von Natursteinmauerwerken, die aufgrund ihrer Robustheit und Ästhetik geschätzt werden.
Bruchsteinmauerwerk
Dieses Mauerwerk besteht aus grob bearbeiteten, unregelmäßigen Steinen, die vorwiegend mosaikartig angeordnet werden. Die Steine können in verschiedenen Größen kombiniert werden, wobei kleinere Steine zur Stabilität und zum Charme der Mauer beitragen. Häufig wird Bruchsteinmauerwerk in der Trockenbauweise ausgeführt, was bedeutet, dass die Steine durch ihr Eigengewicht im Verband gehalten werden.
Wichtig ist, dass die Lagerfugen waagerecht und die Stoßfugen variabel angeordnet sind. Lokale Verfügbarkeit der Steine fördert zudem die ökologische Nachhaltigkeit des Projekts.
Zyklopenmauerwerk
Zyklopenmauerwerk wird durch die Verwendung von größeren, ovalen Steinen oder Natursteinen charakterisiert, die in einem polygonalen Muster geschichtet werden. Diese Art des Mauerwerks weist oft unregelmäßige Formen auf, die der Mauer ein besonders natürliches Aussehen verleihen. Häufig wird Zyklopenmauerwerk ebenfalls in Trockenbauweise ausgeführt.
Diese Bauweise hat eine lange Geschichte und erfreut sich auch in der modernen Architektur großer Beliebtheit. Zyklopenmauerwerk eignet sich nicht nur für Gartenmauern, sondern kann auch als tragende Wände in Landschaftsbauten verwendet werden und bietet nicht nur Haltbarkeit, sondern auch eine ansprechende Gestaltung.
Schichtenmauerwerk
Schichtenmauerwerk ist eine Bauweise, bei der Steine in horizontalen Reihen angeordnet werden, um eine gleichmäßige Lastverteilung zu gewährleisten. Unterschiede entstehen aus der Höhe der Steine und der Art ihrer Bearbeitung.
Arten des Schichtenmauerwerks
- Regelmäßiges Schichtenmauerwerk: Bei dieser Variante haben alle Steine in einer Schicht die gleiche Höhe, was für ein einheitliches Erscheinungsbild sorgt und die Verlegung erleichtert.
- Unregelmäßiges Schichtenmauerwerk: Hier variieren die Steinhöhen innerhalb einer Schicht, was der Mauer eine abwechslungsreiche Optik verleiht. Diese Bauweise erfordert mehr Geschick und Aufmerksamkeit.
Hammerrechtes Schichtenmauerwerk
Eine spezielle Form des Schichtenmauerwerks, bei dem die Lager- und Stoßflächen in zwei Güteklassen bearbeitet werden. Höhere Genauigkeit führt zu optimaler Haftung und Stabilität.
Vorteile
Die Verwendung von Schichtenmauerwerk bietet Vorteile wie:
- Stabilität: Die horizontale Anordnung bewirkt eine gleichmäßige Lastverteilung und hohe Stabilität.
- Gestaltungsmöglichkeiten: Sie können durch den Einsatz verschiedener Steinarten und -größen individuelle Akzente setzen.
- Wirtschaftlichkeit: Diese Bauweise bleibt im Vergleich zu anderen Mauerwerkstypen oft wirtschaftlich und bietet dennoch ansprechende Ästhetik.
Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sind die Auswahl der richtigen Technik und geeigneter Materialien entscheidend.
Quadermauerwerk
Quadermauerwerk zeichnet sich durch die Verwendung gleichmäßig bearbeiteter Quadersteine aus, die tief bearbeitet sind. Diese Bauweise sorgt für ein hochwertiges Erscheinungsbild und trägt zur Stabilität der Mauer bei.
Eigenschaften und Vorteile
- Hohe Maßgenauigkeit: Genaue Steindimensionen ermöglichen eine passgenaue Verlegung.
- Maximale Fugenbreite: Die Fugen sollten nicht breiter als 3 cm sein, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten.
- Einfache Handhabung: Gleichmäßige Formen erleichtern den effizienten und präzisen Bau.
Einsatzmöglichkeiten
Sie können Gabionen als Sichtschutz, zur Hangsicherung oder als dekorative Elemente in der Gartengestaltung verwenden. Gabionen können auch kreativ in Hochbeeten oder Sitzbänken eingesetzt werden.
Verblendmauerwerk
Verblendmauerwerk nutzt eine äußere Schicht aus Natursteinen, um einer stabilen Struktur eine ansprechende Optik zu verleihen. Dieses Mauerwerk besteht aus einer tragenden inneren Wand und einer dekorativen Verblendung.
Konstruktion und Verankerung
Eine gute Verankerung der Verblendung mit der tragenden Mauer ist entscheidend für Stabilität und Langlebigkeit. Mindestens ein Drittel der Natursteine sollten in die Hintermauerung eingreifen.
Arten der Verarbeitung
Die Sichtflächen können bruchrau und naturbelassen oder bearbeitet sein, um eine feinere Textur zu schaffen. Häufig werden die Kanten gespalten, während die Rückseite gesägt wird, um eine bessere Passform zu erzielen.
Vorteile des Verblendmauerwerks
- Ästhetik: Eine große Auswahl an Natursteinen ermöglicht individuelle Gestaltungsmöglichkeiten.
- Isolationsfähigkeit: Die innere Wandstruktur verbessert die Isolierung und sorgt für ein angenehmes Raumklima.
- Widerstandsfähigkeit: Die eingesetzten Materialien sind langlebig und witterungsresistent.
Verblendmauerwerk findet Anwendung in Innen- und Außenprojekten und bietet eine attraktive Kombination aus Stabilität und Design.
Gabionen/Steinkorbmauerwerk
Gabionen, auch als Steinkorbmauern bekannt, sind vielseitig einsetzbar. Sie bestehen aus stabilen Drahtkörben, die mit Natursteinen gefüllt sind und bieten sowohl funktionale als auch ästhetische Vorteile.
Vorteile der Gabionen
- Schnelle Montage: Gabionen lassen sich schnell und ohne schwere Maschinen aufbauen.
- Gestaltungsfreiheit: Sie können aus einer Vielzahl von Steinen wählen und die Gabionen individuell gestalten.
- Stabilität: Gabionen bieten hervorragenden Schutz und Stützkraft, besonders in Hanglagen.
Pflanzen und Begrünung
Ein weiterer Vorteil von Gabionen ist die Möglichkeit, die Füllung mit Pflanzen zu gestalten, was die Biodiversität in Ihrem Garten fördert.
Friesenwall
Der Friesenwall ist eine charakteristische Form des Trockenmauerwerks, die in den norddeutschen Marschgebieten entstanden ist. Diese Mauern bestehen aus unbehauenen, runden Findlingen und dienen häufig als Grundstücksgrenzen oder als dekorative Elemente.
Merkmale des Friesenwalls
- Trockenbauweise: Der Friesenwall erhebt sich ohne Mörtel und stabilisiert sich durch die Form und das Eigengewicht der Steine.
- Doppelmauer: Oft werden zwei Steinreihen aufeinander gestapelt, was zusätzliche Stabilität gibt.
- Gestaltung mit Pflanzen: Die Freigabe von Erdschichten an der Oberseite ermöglicht die Bepflanzung, die zur Stabilität beiträgt.
Praktische Tipps
- Steinauswahl: Verwenden Sie regionale Findlinge, um die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern.
- Bepflanzung: Wählen Sie für die Bepflanzung trockenheitsverträgliche Arten, die gut mit den Bedingungen in Ihrem Garten harmonieren.
- Bauüberlegungen: Platzieren Sie die größeren Steine an den Ecken und am Fuß der Mauer, um zusätzliche Stabilität zu erreichen.
Ein Friesenwall ist nicht nur ein funktionales Gartenelement, sondern auch eine ästhetische Bereicherung, die einen wertvollen Lebensraum bietet.
Bearbeitung der Sichtflächen
Die Bearbeitung der Sichtflächen von Natursteinmauerwerken ist entscheidend für die Ästhetik und Langlebigkeit. Je nach gestalterischen Zielen können Mauersteine naturbelassen oder bearbeitet werden. Verschiedene Techniken stehen zur Verfügung, die den Steinen ein charakteristisches Aussehen verleihen.
Bearbeitungstechniken
- Spalten: Diese Technik erzeugt rauere Oberflächen und verleiht dem Stein eine natürliche Textur.
- Bossieren: Diese Methode bearbeitet die Oberfläche gezielt, um ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu schaffen.
- Stocken: Diese Bearbeitung sorgt für unregelmäßige Oberflächen, die durch Lichtreflexion interessante visuelle Effekte erzeugen.
- Shaping: Durch sorgfältiges Bearbeiten der Kanten entstehen präzisere Formen und Linien.
Vermeidung unerwünschter Spuren
Vermeiden Sie sichtbare Spuren von modernen Werkzeugen, während feine Spuren von traditionellen Handwerkzeugen erwünscht sind. Dies schafft eine handwerkliche Verbindung zum Stein und betont die authentische Verarbeitung.
Historische und moderne Ansätze
Historische Natursteinmauern zeigen oft handwerkliche Techniken durch Randschläge. Moderne Ansätze berücksichtigen die ästhetischen Bedürfnisse und integrieren traditionelle Methoden sowie wiederverwertete Steine.
Durch die richtige Bearbeitung der Sichtflächen steigern Sie nicht nur die Stabilität Ihrer Natursteinmauer, sondern auch deren visuelle Wirkung.
Fugen und Verwitterung
Die Fugen spielen beim Bau der Natursteinmauer eine entscheidende Rolle für deren Langlebigkeit. Minimieren Sie sie auf optimalen Breiten, indem Sie mineralische Bindemittel wählen. Eine leicht gewölbte Hohlkehle in den Fugen verhindert Risse und Abplatzungen, die durch Bewegung oder Feuchtigkeit verursacht werden.
Regelmäßige Inspektionen und Wartungen sind wichtig. Überprüfen Sie alle fünf bis zehn Jahre die Fugen auf Risse und erneuern Sie diese bei Bedarf. So verbessern Sie nicht nur die Stabilität der Mauer, sondern schützen sie auch vor eindringender Feuchtigkeit.
Die Verwitterung ist ein natürlicher Prozess, beeinflusst von Feuchtigkeit, Temperaturwechsel und chemischen Einflüssen. Achten Sie darauf, dass die verwendeten Steine widerstandsfähig gegen das Klima an Ihrem Standort sind.
Auf diese Weise erfordert der Erhalt eines Natursteinmauerwerks sowohl Sorgfalt als auch regelmäßige Pflege.
Zusätzliche Hinweise zum Aufbau
Für den erfolgreichen Bau Ihrer Natursteinmauer sollten Sie einige grundlegende Überlegungen anstellen. Verwenden Sie gut dimensionierte Steine und platzieren Sie die größten Steine an der Basis sowie in den Ecken. Vermeiden Sie Kreuzfugen, um das Risiko von Instabilität zu reduzieren.
Die Länge der Mauersteine sollte maximal vier- bis fünfmal so groß wie ihre Höhe sein. Hochkant eingebaute oder quadratische Steine sollten vermieden werden.
Bei Trockenmauern bis zu 1,20 m Höhe ist kein Fundament erforderlich, solange das Höhen-zu-Breiten-Verhältnis von mindestens 3:1 eingehalten wird. Für Mauern über 1,50 m müssen statische Berechnungen durchgeführt werden, um eine langfristige Stabilität sicherzustellen.
Beachten Sie diese praktischen Tipps beim Bau Ihrer Natursteinmauer und genießen Sie die ästhetischen und funktionalen Vorteile, die sie Ihrem Garten bietet.